Modellbahn nach dem Prinzip absoluter Nähe (PAN) planen und bauen.

Wer hier weiterliest hat sich zumindest schon soweit mit PAN auseinandergesetzt, dass dieses Prinzip der absoluten Nähe für die eigene Anlage in Betracht kommt. Im großen und ganzen ist eine Anlage nach PAN nicht schwieriger zu erbauen als andere Konzepte. Genaugenommen kann ich hier sogar schneller, einfacher und flexibler bauen als eine Anlage mit mehreren Ebenen auf Rechteck- oder L-Konstruktion.
Idealerweise erbaut man die Anlage nach dem PAN an einer Wand entlang (ADW) – am besten gleich rund herum im gesamten Raum (RAWE). Die Raummitte – wenn ausreichend groß – wird über eine sogenannte Zunge erschlossen. Ein Anlagenteil, der von einer Seite aus in den freien Raum hineinragt.

Das Prinzip absoluter Nähe besagt, dass die Lokführer*innen ihren Zug begleiten

Zugführer gehen also neben dem Zug her, während sie diesen über ein mobiles Steuergerät bedienen. An den Betriebsstätten, in der Regel Bahnhöfe und Gleisanschlüsse, werden dann die Aufgaben des jeweiligen Zuges ausgeführt. Wagen werden an die Ortsgüteranlage gebracht oder am Freiladegleis abgeholt, am Industrieanschluss volle gegen leere Wagen getauscht usw. Immer sind die Zugführer auf Augenhöhe mit den Fahrzeugen um die angedachten Aufgaben der Bahn zu erfüllen – sie rangieren, schalten die Weichen, koppeln an und ab, umfahren – alles auf Armlänge und Augenhöhe mit Lok und Waggons.

Modellbahn-Anlage mit 40cm bis 70cm Tiefe

Die Tiefe einer Wandanlage – also der Abstand von Vorderkante bis zur Wand – sollte so gewählt sein, dass man mit dem Arm noch an die Wand kommt, also jeden Anlagenteil erreichen kann. Also nicht tiefer als 60cm bis 70cm. Die Zunge sollte demnach nicht breiter sein als ca. 120-140cm. Nur so kann ich auch hier jeden Teil der Anlage mit dem Arm erreichen.

Modellbahn-Anlage auf 120cm bis 140cm Höhe

Die Höhe der Anlage, also der Abstand vom Boden bis zur Anlageoberkante oder den Gleisen sollte so gewählt sein, dass sie zur Körpergröße der Lokführer*innen passt. Man möchte die Züge ja auf Augenhöhe und Armlänge begleiten. Es ist aber auch so, dass auf der Anlage auch Landschaft, Bäume und Gebäude stehen sollen über die man gelegentlich hinweggleiten muss. Ein guter Kompromiss aus ganz nah dran und trotzdem gut erreichbar ist dann eine Höhe zwischen 120 und 140cm – wie gesagt, je nach eigener Körpergröße.

Achtung auf der Zunge der Modellbahnanlage

Eine schöne Unter- oder Überführung ist immer ein toller Anblick auf der Modellbahn. Man könnte also schön an der Zungenwurzel – also dort wo die Zunge mit der Wandanlage verbunden ist – eine schöne Brücke machen. Auf der Zunge ist genug Strecke um den nötigen Höhenunterschied für die Überquerung zu erreichen. Jedoch verlieren die Lokführere*innen bei einer einfachen Überquerung ihr Fahrzeug aus den Augen, da dieses nun auf der anderen Seite der Zunge seine Fahrt fortsetzt. Nachdem es dann kurz wieder erscheint , verschwindet es zum zweiten mal aus dem Blickfeld der steuernden Personen. Lokführer müssten also rasch um die Zunge hüpfen, wenn sie Ihren Zug sehen möchten. Das passt nicht zu Pan, hier will ich bei meinem Zug bleiben. Wer aber trotzdem nicht auf die Über- Unterführung der Gleise verzichten möchte – weil es einfach schön ist – kann dem PAN treu bleiben, indem sich die Gleise an der Zungenwurzel gleich zweimal überqueren. Ein Bild sagt mehr als 1000 Worte. Siehe Abbildung.
Das ist aber auch das Einzige, was man bei PAN falsch machen kann.

Modellbahn nach dem Prinzip absoluter Nähe (PAN) geplant.

PAN ist auch ideal für Kinder, Gruppen wie Vereine, Schulprojekte, Freundeskreise usw.

Natürlich kann ich mit dem Prinzip absoluter Nähe als Einzelkämpfer viel Spaß haben – meiner Meinung sogar deutlich mehr als mit einer statischen Anlage mit Ovalen. Die besondere Stärke dieses Anlagenkonzeptes entfaltet sich aber in der Gruppe. Nur bei einer Anlage die nach dem Prinzip absoluter Nähe geplant und gebaut ist können mehrere Personen gleichzeitig spielen und sogenannten „vorbildgerechten Betrieb“ machen. Während bei der statischen Anlage die automatische Steuerung oder eine einzelne Person alles übernimmt, haben beim PAN die Fahrdienstleiter und Lokführer jede Menge zu tun. Hier müssen Aufgaben koordiniert und erledigt, Fahrpläne und Verbindlichkeiten eingehalten werden. Langeweile kann hier nicht aufkommen und nebenbei erfährt man die Zusammenhänge und Funktionsweisen von Logistik. PAN hat also durchaus einen pädagogischen Mehrwert – nicht nur für Schul- bzw. Jugendgruppen und Projekte.

Nebenstehende Illustration zeigt die eine Modellbahn-Planung für eine Schulprojekt.

Hier eine Anlage für ein Schulprojekt, die nach dem PAN entworfen ist.
mehr zum Thema findet ihr z.B auch in der ADJ Heft Nr1
Oder im Buch „Anlagen-Planung für vorbildgerechten Modellbahn-Betrieb“ von Otto O. Kurbjuweit (OOK).

Prinzip absoluter Nähe (PAN) anhand der Streckenführung auf einer Zunge veranschaulicht.

Auf den Darstellungen ist jeweils eine Rund-um-Anlage mit einer Zunge abgebildet. Während es bei den Streckenführungen mit „grünem Pfeil“ möglich ist, die Modellzüge gehend zu begleiten, verschwindet der Zug bei der „roten Gleisführung“ aus dem Sichtfeld der Lokführenden. Die Zugführer müssten rasch um die Zunge hin un her laufen um den Zug wieder begleiten zu können. Bei der roten Streckenführung findet das Prinzip absoluter Nähe (PAN) also keine Berücksichtigung.